February 2, 2015 | Quote

Darum ist Iran der heimliche Gewinner


Der italienische Politikwissenschaftler und Nahost-Experte Emanuele Ottolenghi zu BILD: „Es wirkt so, als würden die USA und ihre Anti-Terror-Allianz stillschweigend mit Assad gegen ISIS kooperieren.“

Obamas Annäherung lasse vermuten, dass es nicht nur Entspannungspolitik, sondern sogar eine militärische Kooperation gebe, sagt Ottolenghi.

„Der Brief erweckt den Eindruck, dass Washington Teheran BRAUCHT, und das stärkt natürlich auch die Ausgangsposition des Iran bei den Nuklearverhandlungen.“

Eine denkbar schlechte Ausgangsposition für die Atomverhandlungen: 2013 beschlossen die P5+1 (steht für: die UN-Vetomächte USA, Großbritannien, China, Frankreich und Russland plus Deutschland) eine Lockerung der Sanktionen.

Seitdem verschleppe der Iran die Verhandlungen, warnt Ottolenghi. „Wenn die EU und die USA nicht die Umsetzung der Sanktionen vorantreiben und nicht offensiv alle bestehenden Druckmittel anwenden, können die bestehenden Sanktionen scheitern und der Iran in den Besitz von Schlüsseltechnologie zur Urananreicherung kommen.“

Der neue König und sein Thronfolger sind in Sorge über den Machtzuwachs des Iran, sagt David A. Weinberg zu BILD. Der Saudi-Arabien-Experte forscht am US-Thinktank „Foundation for Defense of Democracies“ und beriet unter anderem das US-Außenministerium.

„Die Saudis beobachten Irans aggressives Vorgehen am Golf und in der Levante mit starken Beklemmungen, und die jüngste Eroberung der jemenitischen Hauptstadt durch die vom Iran unterstützten Schiitenmilizen wird diesen Trend nur verstärken.“

Auch die neue Nähe der USA zum Iran bereite ihnen Sorge – insbesondere, da die umstürzlerischen Aktivitäten der Revolutionsgarden in der Region bei den P5+1-Gesprächen unerwähnt bleiben: „Und Washingtons Nichteinmischungs-Politik in Syrien, wo Iran das Assad-Regime stützt, erhöht ebenfalls die Ängste der Saudis“, so Weinberg weiter.

Der Iran profitiert von den Feuern, die er in der Region gelegt hat. Es ist eine altbewährte Strategie Teherans, Brandstifter und Feuerwehr zugleich zu sein.

Neu ist allein, dass die aktuelle US-Regierung die Rolle des Iran bei der Lösung regionaler Probleme überschätzt und seine Rolle bei der Verursachung der Brände herunterspielt.

„Die Annahme, dass der Feind (Iran) meines Feindes (ISIS) mein Freund ist, ist bestenfalls töricht. Der Westen scheint nicht zu verstehen, dass der Iran auch unter sogenannten „Reformern“ oder „moderaten Führern“ weiterhin untrennbar verbunden ist mit den Idealen seiner Revolution – und die regionale Ordnung umkrempeln will“, so die Einschätzung Ottolenghis.

„Die Feindschaft des Iran gegen Israel und die USA sind ein Kernprinzip der iranischen Außenpolitik; ebenso die Rivalität mit Saudi-Arabien um die Führungsrolle in der islamischen Welt. Kein Stück „Realpolitik“ kann diese Kernüberzeugungen ändern. Und das ist der Grund, warum der Iran – selbst wenn es einen Nukleardeal geben wird, und auch daran darf man zweifeln – den Interessen des Westens im Nahen Osten immer im Weg stehen wird.“

Egal, ob es um eine Ende der Terrorfinanzierung, die Stabilisierung des Irak oder einen dauerhaften Frieden zwischen Israel und den Palästinenser geht – der Iran wird immer sein Bestes geben, um bei allen Projekten des Westens in Nahost im Weg zu stehen.

Nahost-Experte Ottolenghi: „Die USA liegen falsch, wenn sie denken, dass Assad ISIS vorzuziehen ist. ISIS und Assad – und Assads größter Sponsor, der Iran – sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Solange der Westen nicht begreift, dass die iranische Politik in der Region nicht konstruktiv ist, wird Teheran weiter von dem Chaos profitieren.“

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Iran