February 12, 2015 | Bild

Kämpfen 200 000 Terroristen für ISIS?


Die riesige Diskrepanz zwischen den Schätzungen war Anlass für den renommierten Terrorismus-Forscher Daveed Gartenstein-Ross, die Kämpferzahlen für das Debattenforum „War on the Rocks“ genau zu analysieren. Mit BILD sprach er über seine Ergebnisse.

„Rechnet man diese Faktoren zusammen, wird deutlich, dass selbst die höchsten Schätzungen (von 200 000 ISIS-Kämpfern, Anm.d.Red.) nicht nur plausibel, sondern auch deutlich wahrscheinlicher sind als die unrealistischen Schätzungen des US-Geheimdienstes“, schreibt Gartenstein-Ross.

„Wenn man zudem die verschiedenen Sicherheitsbehörden sowie die Massenrekrutierungen in Rakka, der Niniveh- und der westlichen Anbar-Provinz einberechnet, scheint die kurdische Schätzung von 200 000 Mann durchaus plausibel“, schlussfolgert Gartenstein-Ross.

„Eine solche Schlussfolgerung ist höchst unrealistisch“, schreibt Gartenstein-Ross. „Die Gruppe wäre deutlich schlechter auf dem Schlachtfeld, wenn sie einen so großen Anteil in so kurzer Zeit ersetzen müsste. Geht man im Gegensatz dazu von Hashimis Schätzung mit 100 000 Kämpfern aus, hätte ISIS nur knapp ein Zehntel der gesamten Truppenstärke eingebüßt.“

Ob die Zahlen jetzt, nach Kobane, sinken werden?

„Es wird dauern, bis man beziffern kann, wie sich die Niederlage in Kobane auf die Rekrutierung auswirkt. Wie dem auch sei: Die Terrormiliz hat ihr Momentum verloren, ihr Durchmarsch in Syrien und im Irak wurde massiv gestört“, sagt Gartenstein-Ross zu BILD.

Warum halten die US-Behörden ihre Zahlen so niedrig?

„Es sieht so aus, als würde der US-Geheimdienst bei seinen Schätzungen nur von „Hardcore-Kämpfern“ bei ISIS ausgehen – das ist jedoch eine Kategorie, die an sich äußerst ungenau zu bestimmen ist. Durch diese Methode können die Zahlen nur schwer widerlegt werden“, sagt Gartenstein-Ross zu BILD. Ein typisches Problem der amerikanischen Geheimdienste: „US-Behörden untertreiben generell die Zahlen von Kämpfern in dschihadistischen Organisationen: Ihre jüngste Schätzung geht beispielsweise davon aus, dass die Terrormiliz Boko Haram nur 6000 'Hardcore-Kämpfer' hat. Diese Zahl ist lächerlich niedrig, angesichts von Umfang und Ausmaß der militanten Aktionen von Boko Haram.“

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