September 30, 2014 | Quote

US-Sicherheitsberater warnt “Al-Qaida ist die größere strategische Gefahr”

13 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September ist der Islamismus alles andere als besiegt. B.Z. sprach mit Daveed Gartenstein-Ross, Terrorismus-Experte und Sicherheitsberater des US-Senats und des US-Außenministeriums.

Drohen Anschläge durch ISIS-Terroristen im Westen?

Gartenstein-Ross: Sie konzentrieren sich darauf, ihren Staat zu etablieren, senden aber zwei Botschaften: Einerseits rufen sie westliche Dschihadisten dazu auf, sich ihnen im Irak und Syrien anzuschließen, andererseits auch, im Ausland Anschläge zu verüben. Die Gefahr von Anschlägen durch ISIS-Mitglieder oder Sympathisanten besteht, zumal es solche Versuche bereits gegeben hat. Der Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel mit fünf Toten wurde von einem ISIS-Mitglied verübt.

Hat ISIS al-Qaida also den Rang abgelaufen?

ISIS scheint den Höhepunkt ihrer Herrschaft überschritten zu haben. Ihre Grenzen sind überdehnt und sie haben sich viele Feinde gemacht, die ISIS letztendlich zurückdrängen werden. So erging es bereits anderen dschihadistischen Gruppen, auch wenn ISIS’ Landgewinne beeindruckend sind. Al-Shabaab konnte Somalia nicht komplett besetzen, al-Qaida im Maghreb hat die Kontrolle in Mali verloren, auch al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel hat ihre Strategie im Jemen neu ausgerichtet.

Von welcher Gruppierung geht mehr Gefahr aus?

Al-Qaida ist letztlich die größere strategische Gefahr. Momentan versucht sie, sich als ‘vernünftige Seite des Dschihad’ zu präsentieren, um ihre Unterstützung in der Region zu vergrößern. Ihre Strategie ist, ISIS durch den Westen bekämpfen zu lassen und ihr eigenes Terror-Netzwerk aufrechtzuerhalten. ISIS verfügt nicht über diese Möglichkeiten externer Operationen wie al-Qaida.

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